Blutegel-Behandlung



Die Anwendung der Blutegel in der Medizin ist vermutlich so alt wie die Heilkunst selbst. Erste Aufzeichnungen finden sich schon in indischen Schriften vor 3000 Jahren. Der indische Gott des Ayurveda "Dhanvantari" , trägt einen Blutegel in einer seiner vier Hände. Bei den Germanen wurde das Wort "Blutegel" z.B. nahezu mit dem Wort "Heiler" verwendet. Im Mittelalter gehörten Blutegel zum therapeutischen Rüstzeug der bedeutensten Chirurgen. Mitte des 19.Jahrhunderts erreichte diese Behandlungsweise in Frankreich durch den Kliniker Dr. Broussais ihren Höhepunkt. Es wurden jährlich fast 100 Millionen Blutegel verbraucht; bei der damals geringen Bevölkerungszahl ist dies eine fast unglaubliche Menge!Die Beliebtheit dieser Tierchen spiegelte sich damals sogar in der Mode wieder; die Damenkleider trugen ein Blutegelmuster und man nannte sie die " Robes à la Broussais" . Die übertrieben Anwendung der Blutegeltherapie brachte diese äußerst wirkungsvolle natürliche Behandlungsmethose in Verruf und in Vergessenheit.Dank der mit Ab- und Ausleitungsverfahren arbeitenden Heilpraktiker und einigen naturheilkundliche orientierten Ärzten wurde diese Methode weiterhin gepflegt und therapeutisch eingesetzt.Die rekonstruktive Chirurgie hat in den 80er Jahren diese Therapie "wiederentdeckt" als das abgerissenen und wieder angenähte Ohr eines Kindes nur durch die Hilfe der Blutegelanwendung wieder anwachsen konnte.Der Blutegel (Hirudo medicinalis) hat eine Länge von ca. 3 - 5 cm und einem Durchmesser von ca. 0,5 cm. Das schwarz-bräunliche wurmartige Tier sondert bei seinem Biß ein Sekret ab, worin die verschiedensten Wirksubstanzen enthalten sind. Für den Laien am bekanntesten ist das Hirudin welches oft in Krampfadersalben Verwendung findet. Das Hirudin sowie die anderen Inhaltsstoffe bilden zusammen einen komplexen Wirkstoffcocktail welcher blutgerinnungshemmende, antithrombotische, gefäßkrampflösende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften hat. Sobald der Blutegel sich nach 20- 40 Minuten satt gegessen hat fält er ab und hat seine Größe verdoppelt bis verdreifacht. Eine " Mahlzeit" genügt dem Blutegel für 1 bis maximal 2 Jahre .Die Wunde blutet durch die gerinnungshemmenden Inhaltsstoffe des Blutegelsekretes noch eine gewisse Zeit leicht nach. Durch den mit der Nachblutung verbundenen kleinen "Aderlaß und dem einebrachten Sekret kommt es zu einer Stoffwechselumstimmung des gesammten Organismus. Kein chemisch isolierter Stoff, auch nicht das isolierte Hirudin, vermag das zu leisten, was der Blutegel in seiner Gesamtwirkung auf den kranken Organismus zustande bringt.Die Hauptindikationen für eine Blutegelbehandlung sind Venenentzündungen , Thrombosen, Entzündungsprozesse aller Art wie Mittelohrentzündungen, Furunkel, Abszesse, Nagelbettentzündungen. Aber auch die Angina pectoris, sowie Herpeszosterneuralgien, Rückenschmerzen, Hämorrhoiden, Stauungszustände der Leber, Regelstörungen sowie klimaterische Beschwerden der Frau u.v.m. sprechen auf diese Therapie an.